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Die Logistik-Lehren aus der Pandemie

Die Pandemie hat die Logistik zu einem entscheidenden Erfolgsfaktor gemacht. Um sich gegen unvorhersehbare Störungen zu wappnen, investieren Unternehmen in eine agilere, robustere und datengesteuerte Lieferkette. Günter Hirschbeck, Geschäftsführer von European Logistics DACHSER Österreich, gibt einen Einblick in die Wandlung der Lieferketten.

Günter Hirschbeck, Managing Director European Logistics von DACHSER Austria
Günter Hirschbeck, Managing Director European Logistics von DACHSER Austria

Grenzschließungen, Produktionsausfälle oder Personalmangel: Die Pandemie hat gezeigt, wie fragil und anfällig globale Lieferketten sein können. Vor allem, wenn man sich auf einzelne Produktionsstandorte in Asien konzentriert. Zwar haben sich die Lieferengpässe bei Rohstoffen, Computerchips und Autoersatzteilen etwas entspannt, aber es gibt immer noch Engpässe bei Medikamenten, wenn zum Beispiel das Verpackungsmaterial knapp wird.

So wandelt sich die Lieferkette

Die Pandemie hat die Unternehmen dazu veranlasst, ihre Lieferketten zu diversifizieren und zu lokalisieren. Dies zeigt auch eine Umfrage von Gartner unter 400 Supply-Chain-Managern, nach der 74 Prozent in den letzten zwei Jahren die Anzahl und Größe ihrer Lieferstandorte angepasst haben. Sie haben ihre Lieferantenbasis deutlich verbreitert und lagern mehr vor Ort, um Abhängigkeiten zu verringern. Sie nutzen Echtzeitdaten, um Lagerbestände zu überwachen und die Nachfrage zu prognostizieren, damit sie ihre Lieferkette bei Bedarf schnell anpassen können. Klar ist, dass unsere Lieferketten agiler und widerstandsfähiger werden müssen, um besser auf unvorhergesehene Ereignisse reagieren zu können.

Gestaltung der Lieferkette war das Problem

In der Studie „Handelslogistik in Pandemiezeiten“ sagt Dr. Heinrich Kuhn, Professor für Supply-Chain-Management: „Der Nachschub an stark nachgefragten Waren stockte in der Pandemie weniger durch Engpässe an Produkten, sondern durch die Gestaltung der Lieferketten.“ Die Filialen hätten zu wenig Lagerkapazität. „Dazu waren die verfügbaren Daten teilweise nicht detailliert genug, um präzise Aussagen treffen zu können“, so Dr. Kuhn. Was die Lieferkette aber deutlich verbessern kann, sind strukturierte Daten. Das klingt nüchtern, ist aber pures Gold. Mit ihnen lassen sich die wirkungsvollsten Innovationen in den Lieferketten der nächsten 20 Jahre realisieren. Wer sie zuerst flächendeckend bereitstellt, wird zum Google der Logistik.

Strukturierte Daten können die Lieferkette erheblich verbessern.
Strukturierte Daten können die Lieferkette erheblich verbessern.

Auf Unvorhergesehenes reagieren

Die Implementierung strukturierter Daten kann zahlreiche Vorteile bringen, die die Lieferkette erheblich verbessern können. Einer der wichtigsten Vorteile ist die Möglichkeit, präzisere Aussagen über den Zustand der Lieferkette zu treffen, was eine bessere Entscheidungsfindung bei unvorhergesehenen Ereignissen ermöglicht. Wenn sich beispielsweise eine Sendung aufgrund unvorhergesehener Umstände verzögert, können strukturierte Daten helfen, den genauen Standort der Sendung, die voraussichtliche Ankunftszeit und mögliche Alternativen zu ermitteln. Diese Informationen können dann genutzt werden, um die Sendung an einen anderen Ort umzuleiten und so die Auswirkungen der Verzögerung auf die gesamte Lieferkette zu minimieren.

Potenzielle Probleme frühzeitig erkennen

Strukturierte Daten können Unternehmen helfen, die Herkunft und Qualität ihrer Produkte nachzuverfolgen, sodass sie potenzielle Probleme frühzeitig erkennen und Korrekturmaßnahmen ergreifen können, bevor sie zu großen Problemen werden. Wird beispielsweise festgestellt, dass eine Sendung entlang der Lieferkette verunreinigt wurde, können strukturierte Daten dazu beitragen, die Quelle der Verunreinigung zu ermitteln und eine weitere Ausbreitung zu verhindern.

Logistik ist ein reales Geschäft, das von offline zu online geht.
Logistik ist ein reales Geschäft, das von offline zu online geht.

Innovation beginnt mit strukturierten Daten

Wenn Unternehmen Fracht von A nach B transportieren wollen, müssen sie eine Reihe verschiedener Anbieter und Beteiligter beauftragen. Dies erfordert eine Vielzahl von Daten-Touchpoints: Wo ist meine Sendung? Was ist los? Wie viel ist sie wert? Wie viel habe ich bezahlt? Diese Daten müssen strukturiert für Verlader zugänglich werden. Sobald wirklich strukturierte Daten weithin verfügbar sind, werden viele Innovationen durch den Einsatz von Werkzeugen wie Programmierschnittstellen und Integrationstechnologien möglich. Es erlaubt eine vollständige End-to-End-Sichtbarkeit der Fracht. Logistik ist ein reales Geschäft, das von offline zu online geht. Das bedeutet, dass es viele Probleme gibt, die nicht allein durch Technologie gelöst werden können, wie den Fachkräftemangel. Die Pandemie war jedenfalls ein Rückenwind für mehr Digitalisierung, Transparenz und Effizienz.

Dieser Gastkommentar wurde auf cash.at im Mai veröffentlicht.

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